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Pashos

Dr. Alexander Pashos
(korrespondierender Kollegiat)

Liste "Menschliches Verhalten in evolutionärer Perspektive (MVE)"

 

 

 

Die Bedeutung der Großelternschaft aus evolutionärer und sozialer Perspektive. Erforschung der Unterschiede in der Großelternfürsorge

Die Erforschung der Großelternfürsorge liefert aus biologischer Sicht einen wichtigen Beitrag für das Verständnis von Verwandtenselektion und nepotistischem Altruismus beim Menschen. Eine lange Lebensspanne, eine verlängerte Entwicklungsphase in der Kindheit und die Notwendigkeit intensiver Nachkommen­fürsorge sind typische biologische Merkmale des Homo sapiens, die Großeltern eine besondere Rolle als Fürsorger zukommen lassen. Die klassische Großmutter­hypothese setzt hierbei den Fokus speziell auf die maternale Großmutter als intensive Fürsorgerin. Der Einfluss des Vorhandenseins maternaler Großmütter als familiäre Helfer auf die Gesundheit und Überlebenschancen von Neu­geborenen zeigt sich nachweislich in Untersuchungen traditioneller Gesellschaften als auch in Analysen historischer Familiendaten vergangener Jahrhunderte. Auch empirische soziologische, psycho­logische und evolutions­wissenschaftliche Studien aus der Westlichen Welt zeigen, dass die Fürsorge der vier Großeltern asymmetrisch ist. Maternale Großmutter kümmern sich am intensivsten um die Enkel, gefolgt von maternalen Großvätern und paternalen Großmüttern, während sich paternale Großväter im Durchschnitt am wenigsten kümmern. Diese Unterschiede lassen sich nicht durch unterschiedliches Großelternalter oder Wohnortentfernung erklären. In einigen patrilokalen Gesellschaften wie dem traditionellen ländlichen Griechenland kümmern sich jedoch paternale Großeltern mehr um die Enkel als maternale. Verschiedene evolutionäre Theorien erklären diese Unterschiede in der Groß­eltern­fürsorge sowie die Bedeutung von Groß­elternschaft in der Hominisation und der Entstehung von Langlebigkeit. Die zu Grunde liegenden proximaten Wirk­mechanismen sind jedoch noch weitgehend unerforscht.

Aber auch sozialwissenschaftlich sind Erkenntnisse über die evolutions­geschichtliche Entstehung und gesellschaft­liche Funktionsweise von Großelternschaft von großer Relevanz. In einer Gesellschaft wie der Westlichen mit ihrer gestiegenen Lebens­erwartung, niedrigeren Arbeitszeit und geringeren Zahl von Enkelkindern im Vergleich zu vorherigen Jahrhunderten erscheinen Großeltern in der sozialen Rolle als Enkelfürsorger besonders prädestiniert. Gleichzeitig entsteht durch diese Entwicklung eine große Anzahl älterer Menschen ohne Enkelkinder. In der Diskussion um Chancen und Risiken einer alternden Gesellschaft sind Kenntnisse der universalen menschlichen Sozialstrukturen in Bezug auf Großeltern von hervorgehobener Bedeutung. Sie tragen dazu bei, die gesellschaftliche Funktion und Bedeutung von älteren Menschen, insbesondere von Frauen in ihrer postreproduktiven zweiten Lebenshälfte, besser zu verstehen und wertzuschätzen.

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Veröffentlichungen

  • Pashos, A. & Christiansen, K. (1998). Diskriminative großelterliche Fürsorge - ein biologisches Phänomen? Eine Universalitätsstudie Deutschland-Griechenland. Homo, 49 (Suppl.), 73.
  • Pashos, A. (2000). Does paternal uncertainty explain discriminative grandparental solicitude? A cross-cultural study in Greece and Germany. Evolution & Human Behavior 21, 97-109.
  • Pashos, A. & Christiansen, K. (2000), Diskriminative großelterliche Fürsorge - ein biologisches Problem? In: Schnittstelle Mensch - Umwelt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, M. Schultz et al. (Ed.). Göttingen: Cuvillier, 99-102.
  • Pashos, A. & Christiansen, K. (2000), Männlicher Status und weibliche Schönheit? Partnerwahlpräferenzen in Soziobiologie und Sozialpsychologie. Homo 51 (Suppl.), 96.
  • Pashos, A. & Christiansen, K. (2002). Male status vs. female beauty? Mating preferences in sociobiology and social psychology. In: Homo - unsere Herkunft und Zukunft, M. Schultz et al. (Ed.). Göttingen: Cuvillier, 457-463.
  • Pashos, A. (2002). Über die Rolle von Status, physischer Attraktivität und Taktiken in der menschlichen Partnerwahl. Soziokulturelle und evolutionsbiologische Mechanismen und Prozesse menschlichen Sozialverhaltens. Dissertation Universität Hamburg 2001. Göttingen: Cuvillier, 2002.
  • Pashos, A. & Niemitz, C. (2003). Results of an explorative empirical study on human mating in Germany: Handsome men, not high-status men, succeed in courtship. Anthropologischer Anzeiger 61, 331-341.
  • Pashos, A. & Niemitz, C. (2003). Was bevorzugt er, was bevorzugt sie? Die Bedeutung sozialer Einflüsse auf Partnerwahlpräferenzen für evolutionäre Interpretationen von Geschlechterunterschieden. In: Anthropologie der Geschlechter, H. Greil,  Ch. Scheffler (Ed.). Potsdam: Universitätsverlag Potsdam, 104, 2003.
  • Pashos, A. (2003). "Biologie des Reisens" – Perspektiven evolutions­wissenschaftlicher Analysen touristischen Reiseverhaltens. Willy Scharnow-Institut für Tourismus, Freie Universität Berlin.
  • Pashos, A. (2005). Menschliche Partnerwahl aus evolutionärer und sozialer Perspektive. Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 26.
  • Pashos, A. (2007). Asymmetric kin investment of grandparents, aunts and uncles: a two-generation-study from Pittsburgh. In: New Perspectives and Problems in Anthropology, È. B. Bodzsár, A. Zsákai (Ed.). Newcastle upon Tyne: Cambridge Scholars Publishing, 57-66.
  • Pashos, A. (2007). Asymmetric kin investment of grandparents, aunts and uncles from an evolutionary perspective. Primate Behavior and Human Universals. Primate Report, Special Issue 2007.
  • Pashos, A. (in Druck). Kin Investment Biases of Grandparents, Aunts and Uncles in Germany, Greece and the USA: Evolutionary Interpretations of Different Kin Caregiving Behavior. In: Human Evolution and Population Bio-Diversity in SE-Europe, Proceedings of the 2nd International Congress of Anthropology of the HAA, Th. Pitsios (Ed.). Athen.
  • Pashos, A. & McBurney, D. H. (in Druck). Kin relationships and the caregiving biases of grandparents, aunts and uncles: A two generational questionnaire study. Human Nature.

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Kurzlebenslauf 

1992 - 1997 Studium an der Freien Universität Berlin, Humboldt Universität Berlin und Universität Hamburg
1997 M.A. im Fach Biologische Anthropologie an der Universität Hamburg
1998 - 2002 Promotion zum Dr. phil. in Biologischer Anthropologie an der Universität Hamburg
2002 - 2003 Studium „Tourismusmanagement und regionale Entwicklung“ am Willy Scharnow-Institut für Tourismus, FU Berlin
2003 - 2004 Postdoc-Forschungsaufenthalt (DAAD), University of Pittsburgh
2004 - 2008 Postdoc-Wissenschaftler am Institut für Humanbiologie und Anthropologie, FU Berlin
seit 7/2008 Stipendiat des NAR-Kollegs

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Letzte Änderung: 20.09.2021